"Schafft die Platten aus Texas fort und irgendwer wird singen lernen. Ein jeder hat ein Lied das gar kein Lied ist: es ist ein Vorgang des Singens, und wenn du singst, bist du wo du bist."
John Cage, Vortrag über Nichts
Dresden-Hellerau. Der Konzertsaal, noch in Renovierung, wie eine Werkhalle. Geige, Violoncello, Klavier verstreut im Saal. Ebenso die Stühle für das Publikum. Auf jedem liegt eine "Publikumspartitur". John Cage: Variation III. Verstreute Klänge. Zaghaft erst, allmählich aber etwas bewusster beteiligt sich das Publikum.
Es ist das Klaviertrio-Ensemble, das mit seinem unbekümmerten Mut dem Publikum Mut macht, das mit seinem Können, seiner Begeisterung ein Publikum begeistert bis hin zur Mitwirkung.
Was für ein Glück für einen Komponisten, mit solch wirklich offenen Musikern arbeiten zu können! Ich schreibe eine Kantate für Klaviertrio und Publikum. Weithin ausgesprochen virtuose Kammermusik. Aber die Musiker wandern auch durch den Raum, spielen von verschiedenen Positionen aus, betätigen immer wieder verschiedene Schlagzeuginstrumente, sprechen, singen und beziehen mit völliger Selbstverständlichkeit auch das Publikum mehrfach ein: Texte werden laut gelesen, Rufen, Schreien und schließlich führen die Musiker zum chorischen Sprechen und Singen.
Unser Musikleben braucht mehr solche Ensembles, wenn es wirklich lebendig bleiben soll!
Jörg Herchet