Kritik zum 31. März 2005


Erschienen in den Dresdner Neusten Nachrichten am 4. April 2005


Musiktradition spektral und von hinten erdolcht

Keinerlei Sorgen mehr bräuchte man sich um Neue Musik und ihre Präsenz im Musikleben zu machen, wären mehr Konzerte atmosphärisch und qualitativ so intensiv gestaltet wie das am Donnerstagabend in der Blauen Fabrik. Still und bescheiden zieht über das Jahr die "Sächsische Gesellschaft für Neue Musik" in Dresden ihre Bahn, um in einigen gut ausgesuchten Konzerten die Begegnung mit dieser Materie zu fördern. So war diesmal die Partnerschaft mit dem sächsischen Komponistenverband und dem elole-Klaviertrio (Uta Maria-Lempert, Violine, Matthias Lorenz, Cello, Stefan Eder, Klavier) gewinnbringend. Im Verband gibt es seit längerer Zeit schon ein Aktivum junger Komponisten, das elole-Trio wiederum setzt gerne bei der Programmauswahl einen Schwerpunkt auf die jüngere Generation im Freistaat.

Und die ist überaus spannend: zwei in der Ästhetik völlig entgegengesetzte Uraufführungen stellte das Klaviertrio in Duobesetzungen vor, Lydia Weißgerbers "wandernd" für Violine und Cello dürfte in ihrem Werkkatalog einen dynamischen Ruhepunkt darstellen, das Stück wirkt geschlossen und reif, dennoch trägt es die dramatische Energie eines noch nicht beendeten Prozesses in sich. Die von Weißgerber thematisierten Spektren erzeugten zwar eine spannende (allerdings nicht mehr neue) Klangwelt, zeigten aber im Ergebnis den auch von anderen Komponisten verfolgten artifiziellen Prozess an, sich von der abendländischen Tradition per Spektralmusik zu lösen - da ist noch ein weiter Weg zu gehen.

Thuon Burtevitz erdolchte da die Musiktradition eher von hinten, auf unkonventionelle Weise: ein phantasiereich präpariertes Klavier und eine konsequent choreographisch angelegte Tonbehandlung in Violine und Klavier sorgte bei "Rabba in Sard..." für ein sinnliches Erlebnis und war auch dramaturgisch klug durchdacht. Leider fiel Jorge Garcia del Valle Mendez' Trio einem technischen Problem zum Opfer, hoffentlich wird es in Dresden noch erklingen. Das Programm wurde ergänzt um ein Trio des in Leipzig lebenden Komponisten Franz Kaern, das leider zu direkt in Wort und Ton mit den Absurditäten der Dreieinigkeit der Besetzung spielte. In Juliane Kleins "Aus der Wand die Rinne" waren da die gestischen Elemente überzeugender, Spannung und Entspannung floss im Trio wie im Solo wie selbstverständlich ineinander. Packend waren die Interpretationen des elole-Trios, das einmal mehr engagierten Einsatz für die Musik unserer Zeit zeigte, erfreulich war auch ein überaus großer und dankbarer Publikumszuspruch. So kann es weitergehen.

Alexander Keuk